Berichte
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Vattenfall Cyclassics in Hamburg
Eingetragen am: 01.09.2015 von: Iris Lange
Meine Teilnahme am größten Radrennen Europas
Geboren auf der Hamburg Marathon Messe, am Stand von der Cyclassics Info: Komm Iris, fahr da mal mit, meint mein Papa. HÄ? Ich ein Radrennen? Ne, lass mal, das kann ich doch gar nicht.
Doch, komm eine neue Herausforderung. Hmm, ok, warum nicht...
6 Wochen später, im Internet. Ich schau mir die Informationen an, OK scheint ein interessantes Event zu sein, aber was soll ich da? Null Erfahrung von Radrennen, egal, was soll's.
Bei der Anmeldung werde ich nach meiner Durchschnittsgeschwindigkeit gefragt, alles klar, was geb ich an? Schneller als 22-23 km/h schaff ich nicht. Diese Zahl nimmt er gar nicht an. Anruf bei Papa, was soll ich machen der nimmt meinen 23er Schnitt nicht an... Iris du musst einen 26er angeben bei 100 km, langsamer geht nicht. Alles klar, dann bin ich raus, das schaff ich nie!
Nix da, du meldest dich an das geht schon irgendwie. Wiederspreche nicht deinem Vater, aber diesmal denke ich echt, das geht doch völlig in die Hose, aber gut, Anmeldung 26er Schnitt. Herzlichen Glückwunsch Frau Lange sie sind bei den Cyclassics erfolgreich angemeldet.
Jetzt heißt es trainieren...
Dank dem schönen Wetter klappt das auch ganz gut. Mit Unterstützung von Kerstin, Phillip und meinem Vater fahre ich so viel Rad wie nie zuvor. Aber schneller als 24er Schnitt, waren wir irgendwie nie, und die Pfälzer Berge komme ich nur im Schneckentempo hoch. So langsam kommen mir Zweifel: Iris, das wird in Hamburg nix. Also weiter trainieren!!!
Kurz vor dem Event, habe ich einen Traum, ich fahre die Cyclassics, der Besenwagen kommt immer näher und ich trete und trete, und komme nicht von der Stelle. Alptraum... Ich schwöre mir, dass mir das nicht passiert!
Ankunft Hamburg, die Rad Messe ist Mega, die ganze Stadt ist voll mit Radfahrern, Nervosität ist unbeschreiblich. Abholen der Startunterlagen.
Am Renntag um 5 Uhr aufstehen, die Nacht vor Aufregung fast nicht geschlafen, Iris was machst du hier eigentlich?
Mit dem Auto zur S Bahn, wir sind etwas knapp in der Zeit, alles muss schnell gehen, Räder zügig zusammen gebaut, alles gepackt, los geht's.
Ankauft Hauptbahnhof, wow, was geht hier ab, alles voll mit Radfahrer, sowas hab ich noch nie gesehen. Teilnehmer um die 20 000!!!
Am besten gleich in den Startblock, glücklicherweise stehe ich in F und Papa in E, das passt, er kann dann bis zum Start in meiner Nähe bleiben und mich nochmal aufmuntern, dass es schon klappen wird... Er mahnt mich nochmal, Iris, denk an die Schienen, nicht zu dicht im Wind Schatten fahren, häng dich in die Gruppen rein, aber immer aufpassen, vorsichtig fahren usw...
Wie sich später rausstellt, sehr wichtige Tipps eines alten erfahrenen Hasen... Denn Stürze gab es leider auch genügend.
Dann die ersten Starts von Block A, B, C, ohje, Puls bei 250, gleich geht's los. Dann der erste Schreck. Start vom Block E, und Papa fällt auf, das wir in der Bahn Hektik die Vorderräder vertauscht haben, E startet und Papa steht alleine da und tauscht die Vorderräder , ein Lachen der anderen Teilnehmer war garantiert, ich dacht, super geht ja schon gut los...
Völlig alleine fährt er dann den anderen aus seinem Startblock hinterher, und ich denk nur, keine Panik, er holt sie alle noch ein, so fit wie er ist...
Start Block F, wow, super Gefühl... Iris, einfach mal fahren, und ja nicht vom Besenwagen einholen lassen, das sag ich mir mindestens 5 x laut vor mich hin.
Wir fahren mit 45 km/h durch Hamburg, äh, was geht, so schnell bin ich sonst nie.
Ziemlich am Anfang geht es gleich die Köhbrandbrücke hoch, na super, dachte Hamburg ist flach?
Dann geht's raus in die Natur, Harburger Berge... Wahnsinn Landschaft, super, super, super Publikum am Straßenrand . Das ist so ein geiles Gefühl, so angefeuert zu werden!
Blick auf den Schnitt, weil, die Angst das der Besenwagen kommt steckt immer noch tief in mir, 34er Schnitt, ach du Gott, viel zu schnell, das halte ich doch niemals durch... Aber so richtig kann man gar nicht langsam machen, da man von den riesigen Radfelder immer wieder mitgerissen wird.
Und schon wieder ein Anstieg, also echt, wer sagt Hamburg wäre Flach, der liegt falsch. Insgesamt waren es am Ende doch ca. 550 Höhenmeter.
Km 50, Schnitt 31,8. ähm, was geht? Ich kann es selbst nicht glauben!!!
Ok, einfach weiter, trinken nicht vergessen, und das wahnsinnige Event einfach genießen.
Km 70, oh, so langsam werden die Beine schwer, jetzt kommt er, der Hammer, aber hoffentlich nicht der Besenwagen... Wie vom Marathon gelernt, nehme ich mal auf dem Rad Kohlenhydrate zu mir, das hätte ich mal besser üben sollen. Ich entscheide mich für eine flüssige Variante und versau mich total mit dem klebrigen Zeug, oh Mann, alles pappt, das Lenkrad völlig versaut, das nervt mich dann schon ein bisschen. Selbst schuld...
Weiter geht's, das Ziel rückt immer näher, und die Beine immer schwerer, und wieder diese blöde Brücke hoch, aber der Ausblick von oben über Hamburg entschädigt dann doch wieder.
Dann die letzten Kilometer durch die City. Ehrlich, sowas habe ich noch nie erlebt. Was da an Zuschauer los ist und was die einem Jeden zujubeln, Gänsehaut pur. Die letzten Meter , Zielgerade, hier verstehst du dein eigenes Wort nicht mehr, man wird ins Ziel getragen, mir läuft eine Träne der Rührung, so viel Zuspruch zu bekommen und es einfach geschafft zu haben, über die Wange.
Ich bin im Ziel, völlig fertig, aber sowas von glücklich, kann man gar nicht beschreiben.
Und der blöde Besenwagen hat mich nicht mal ansatzweise zu Gesicht bekommen:-)
Endzeit 3.32 Std, bei 106 km, Schnitt 30! Wahnsinn, keine Ahnung wie ich das hinbekommen habe.
Papa der alte Hase schafft seine 162 km ebenso grandios nach 4,5 h und einem 35,6er Schnitt!
Er hat es halt immer noch drauf!!!
Danke Papa, dass du mich zu diesem Event überredet hast! Mit das Beste was ich je erlebt habe, und eins ist klar, nächstes Jahr bin ich wieder dabei!