LLG Wonnegau - Berichte

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Mit dem Rad durch das Zentralmassiv (Frankreich)

Eingetragen am: 02.10.2024 von: Stefan Ebert

 

Durch das französische Zentralmassiv: 7 LLG-ler auf Tour mit ihren Velos

  1. Anreise Monsheim nach Saint Hippolyte du Fort, 930km à 18.9.2024

Um 6:15 gestartet erreichen wir nach wenigen kurzen Stopps und einem Fahrerwechsel mit unserem MERCEDES SPRINTER in der Langversion um 16:40 Uhr zu siebt das Ziel, Saint Hippolyte du Fort, 20 Minuten vor der Planzeit. Nach dem Ausladen der 7 Räder am Hotel „Auberge Cigaloise“ werden diese gemeinsam auf dem Parkplatz montiert und anschließend in einem kleinen Anbau sicher untergebracht, zwei Räder bleiben in unserem geräumigen Fahrzeug. Vor dem Essen schwimmen wir zu viert ein paar Runden im kühlen Pool, der mit <17° sehr erfrischend ist. Nach einem sehr leckeren Abendessen mit einem 3 Gang-Menü laufen wir noch zu Fuß zum Ort und zurück, um die Beine nach der langen Fahrt und dem üppigen Essen zu vertreten.

Fotos Tag1

  1. Saint Hippolyte du Fort >> La Vernarède, 95km mit 1.660Hm à 19.9.2024

Nach dem Frühstück übernimmt Nicole die erste Begleitfahrt im SPRINTER und im 700m nahegelegenen Supermarkt „SUPER U“ werden lokale Produkte eingekauft, dabei das bekannte helle Weizen- aber auch für uns unbekanntes dunkles Roggen-Baguette, Salami und leckere Ziegenkäsesorten. Ergänzt wird das Angebot für die Radfahrer um Paprika, Bananen, Tomaten sowie Getränke, etc. Bei Sonnenschein und Temperaturen über 20°C nehmen wir die D169 und gewinnen über 10km an Höhe mit entsprechender Aussicht über die bewaldeten Berge des südlichen Zentralmassivs, das mit 85.000km² ca. 15% der Fläche Frankreichs einnimmt bei einer durchschnittlichen Höhe von 700m und max. 1885m. Auf der D39 genießen wir die Kehren bis zur Brücke über den Gardon de Saint Jean. Hier biegen wir rechts ab auf die D907 und fahren parallel weiter oberhalb des sich windenden Flusses mit herrlichen Aussichten bis nach Saint-Jean du Gard und treffen uns auf der nächsten Anhöhe zur Versorgung am Auto.

Beindruckend am Zentralmassiv ist bereits am ersten Tag, wie abwechslungsreich sich diese Bergregion präsentiert: zunächst gibt es ein dichtes Mischwaldgebiet, später folgen offenere Flächen und blühendes Heidekraut. Wir passieren einen Ort namens „Tour“ und erreichen den vierten Pass, den mit 557m hohen Col de Portes. In Summe zeigt das Navi 1.660 Höhenmeter für den Tag zum „Einrollen“ an. Unsere Unterkunft, das Chateau „Lou Cante Perdrix“, liegt mitten im Wald, wo eine Familie ein 3 Generationenhaus bewohnt und dies seit nur einem Jahr renoviert. Die Zimmer sind sehr ordentlich, die Fassade und der Gemeinschaftsraum wurden aufwendig mit verfugtem Naturstein und 2 Meter hohen Fenstern für Gäste vorbereitet. Wir treffen bei der Ankunft die Großmutter, eine der Töchter, sowie Vater und Mutter, die uns abends mit einem sehr leckeren 3 Gänge-Menü u.a. mit einem zarten Schmorbraten verwöhnen.

Fotos Tag2

  1. La Vernarède >> Aujac, 107km mit 1.870Hm, die KÖNIGSETAPPE à 20.9.2024

Nach dem prima Frühstück mit frisch zubereitetem Rührei steigt der Puls sofort beim Anstieg direkt am Haus und wir atmen die kühle Waldluft zum Start der Königsetappe ein. Die Strecke verläuft wellig weiter aufwärts auf der D20 bis wir den Col de Fieniels mit einer Höhe von 1557m neben dem Mont Lozere erreichen. In Passnähe auf einem Parkplatz werden wir erneut mit dem nächsten Einkauf von Erwin aus einer Boulangerie verwöhnt, u.a. gibt es ein Mischkornbrot, welches über die nächsten Tage frisch bleiben wird und eine mit Lachs gefüllte Tarte, also in Kuchenform. Die Temperaturen haben hier oben deutlich abgenommen, wir packen uns ein und nehmen ordentlich Kalorien zu uns 😊. Dichte Kastanienwälder werden dabei zu saftigen Wiesen, am Pass schließt sich eine Hochebene mit Heidekrautfeldern an, die zur Nordseite mit Skihängen abfällt und wir auf der Straße abwärts schnell an Tempo gewinnen. Wir erreichen den Lac de Villefort, an dessen Ufer wir vorbeirollen. Im Ort Villefort empfiehlt sich ein schneller Café Creme, den wir vor einem Bistro in der Sonne trinken. Abends erreichen wir den 196 Einwohner zählenden Ort Aujac und beziehen unsere etwas rustikale Unterkunft Le Secret d‘Aujac. Die Zimmer liegen oberhalb der Taverne, die über eine alte Steintreppe erreichbar sind. Wir essen einen leckeren Vorspeisen-Salat und eine riesige Nudelportion mit Pilzen. Der Wetterbericht in dieser Art Sportsbar im TV ist zu optimistisch.  

Fotos Tag3

  1. Aujac >> Joyeuse, 100km mit 1.590Hm à 21.9.2024

Zunächst fahren wir bei leichtem Nieselregen das erste Stück zurück bis zum See und halten uns nun geradeaus. Dann steigt die D906 rechts hoch und bietet einen herrlichen Blick auf den See und die Staumauer, die „Barrage de Villefort“. Mittags bei der Auffahrt zum Col du Chap del Bosc (1169m) treffen wir am Anstieg eine französische Radgruppe, die ebenfalls Freude am Radfahren in den Bergen hat. Die nächste Verpflegungsstelle nahe dem Pass gestaltet sich als „zugige“ Angelegenheit. Doch Nahrungsaufnahme und Kleidungsupdate müssen sein! Auf temporeicher Fahrt bergab auf der D24 genießen wir die vielen Kehren entlang der Beaume-Schlucht. Hier steht die Kastanienernte unmittelbar bevor. Die großen Kastanien sind bereits geöffnet, die Netze unterhalb der Bäume liegen zum Sammeln bereit. Als wir den Zielort Joyeuse erreichen, gibt uns ein freundlicher Bewohner den Tipp, wie wir am besten mit unserem SPRINTER zum Hotel kommen. Unser Hotel „Le Cedres“ bietet sowohl einen Pool als auch einen Whirlpool, was vier von uns nach dem Kümmern um die Räder gerne nutzen. Eine sichere Unterbringung für die teuren Räder ist uns wichtig, die wir mit einer großen abschließbaren Garage hier vorfinden. Die Bedienungen im Restaurant des Hotels sind flink und erfüllen unsere Essenswünsche prompt. Wir genießen ein leckeres Essen a la carte. Der spätere Besuch eines Bistros mit Livemusik mit amerikanischen, französischen und spanischen Songs, vorgetragen von einem Sänger mit E-Gitarre und einem Bassisten, runden den schönen Tag ab.

Fotos Tag4

  1. Joyeuse >> Vallon Pont d‘Arc, 40km mit 350Hm à 22.9.2024

Wetterbedingt entscheidet Erich für die Gruppe, die Planung zu ändern. So nehmen wir anstelle der geplanten 100km-, bzw. 1380Höhenmeter-Strecke den direkten Weg mit 21km, da sich sehr schlechtes Wetter ankündigt. Wir befahren kleinere Straßen und dann einen ausgeschilderten Radweg mit kurzen gesplitteten Bereichen, dem „Gravel“. Im Ort Vallon Pont d’Arc mit seiner schönen Altstadt und, wer hätte es gedacht, gibt es viele Souvenirshops für Touristen. Den angebotenen Nougatblöcken, für welche die Region auch bekannt ist, widerstehen wir und nehmen stattdessen ein anderes Angebot war und decken uns mit mind. 20 Stück Seife ein. Geduscht wird nach der Kurzetappe trotzdem 😉. In der toprenovierten Unterkunft „Le Manoir de Raveyron“ beziehen wir im Hauptgebäude unsere 4 Zimmer, alle verschieden und eines schöner als das andere. Das Zimmer von Christel und Erwin ist z.B. in rötlichen Tönen gehalten, das von Mathias in freundlichem Orange und das von Nicole und Stefan in blau-braun gehalten. Nach dem Einchecken fahren wir zunächst auf die gegenüberliegende rechte Seite flussabwärts mit beeindruckenden Kalksteinfelsen und nehmen dann später die befahrenere linke Flussseite bis zum Höhepunkt vom Etappenziel, dem Pont d’Arc. Fotos sind hier ein absolutes „Muss“! Nach Rückkehr und heftigem Regen findet im Restaurant Chelsea jeder von uns ein leckeres Abendessen, dazu gibt es feinen Rotwein oder Bier.

Fotos Tag5

 

  1. Vallon Pont d‘Arc >> Montelimar, 82km mit 890Hm à 23.9.2024

Ein weiteres Highlight ist nun die beindruckende Fahrt auf der D290 parallel zur Ardèche-Schlucht in Richtung Rhonetal mit tollen Aussichtspunkten oberhalb der imposanten Felswände, es werden viele Fotos gemacht. Auch hat hier jeder „Pass“ sein eigenes Metallschild, auch wenn der Pass gerade einmal knapp über 300 Meter Höhe hat. Ähnlich der Saarschleife gibt es auch eine Schleife an der Ardèche am Aussichtspunkt, den Balcon du Canyon de Templiers. An einem weiteren Haltepunkt, dem Grand Belvedere, „bittet“ ein Ziegenbock die Touristen um Essen. An der 3m breiten Brücke über die Ardèche in Granges findet gerade eine Feuerwehrübung im Wasser statt. Die Teilnehmer schwimmen u.a. dabei mit kompletter Ausrüstung im Fluss und laufen am Ufer zur Übungsstelle. Über die Brücke erreichen wir mit den Rädern und Christl sogar zu Fuß die Burg und Altstadt von Aigueze. Bei Saint-Marcel-Ardèche erreichen wir das Rhonetal. Nach wenigen Wellen wird die Strecke nach Norden nun flach, teilweise rollen wir durch Waldstücke im Abstand zur Rhone, dann wieder führt der Rhonetalradweg direkt parallel am Fluss entlang. “El Patrone“ Erich führt uns dann sicher durch die verkehrsreiche Stadt Montelimar bis zum Hotel „Sphinx“ im Zentrum. Unsere Unterkunft ist das ehemalige Wohnhaus von wohlhabenden Nougat-Händlern der Sorte „Sphinx“, worauf u.a. eine massive Steintreppe als Aufgang zu den Zimmern hinweist.

Fotos Tag6

 

Fazit: Das Zentralmassiv ist abwechslungsreich und hat sehr viel zu bieten. 2000 Höhenmetern sammelt man bereits über Distanzen mit ca. 100km. Für Ambitionierte sind >3000Hm bei längeren Distanzen problemlos möglich. Die ca. 2-3h kürzere Anreise als zu den Pyrenäen macht es zu einer interessanten Alternative, ebenfalls mit schönen Flüssen, Schluchten und Pässen. Die nächsten Tage werden wir auch die Fachgespräche über Reifendrücke, Schaltungen und ja, auch über elektrische Antriebe vermissen. Wir haben auch gelernt, dass bei Bestellung von Mineralwasser „gazeux(-euse)“ statt „gazole“ 😊 zu verwenden ist! Schön und lustig war es gemeinsam im Zentralmassiv!!! Vielen Dank an jeden der Mercedes-Fahrer und Einkäufer, die uns Radfahrer begleitet und bestens mit Nahrung und Getränken versorgt haben, an Christl für Ihre Dolmetscherfähigkeit und an Erich ein großes Dankeschön fürs Organisieren der gesamten Tour!!!

 

Stefan EBERT

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