LLG Wonnegau - Berichte

Berichte

Hier findet Ihr Berichte von LLG Mitgliedern

Ironman Frankfurt 2011 – Europameisterschaften

Eingetragen am: 12.08.2011 von: Anna Kusch

 

Glücklich.
Anfangen möchte ich mit einem kurzen Rückblick über das Trainingsjahr 2011. Zu Beginn des Jahres entschied ich mich für ein strukturiertes Training mit meinem neuen Trainer Stephan Vuckovic. Und so stand zunächst ein Laktattest sowie 2 umfangreiche Trainingslager auf Mallorca und Lanzarote auf dem Programm, um die Ausgangsbasis zu bestimmen und die Grundlagen zulegen. Früh flossen schon zahlreiche Schweißperlen und der innere Schweinehund musste so einige Male überwunden werden. Aber nichts desto trotz konnte auch diesmal der Ehrgeiz siegen und alles hat, bis auf eine Teilruptur von zwei Bändern im Fuß, geklappt.

Der Duathlon in Oberursel und der Tristar Worms standen als erste Formtests auf dem Programm und ich freute mich schon riesig endlich in die Saison zu starten. Alles verlief nach Plan und ich konnte dieses Jahr auch zum ersten Mal auf dem Rad Druck machen. Alle Zeiger wiesen in die richtige Richtung.

Nach zwei weiteren Ligawettkämpfen ging ich positiv gestimmt zur Mitteldistanz (2 – 80 – 20) nach Maxdorf. Zum ersten Mal durfte ich mich diesem tollen Wettkampf stellen und zweimal die Lindemannsruh mit insgesamt 1000 Hm auf 80 km bezwingen. Der Tag wurde zu meinem bislang tollsten Triathlonerlebnis und auch das Ergebnis konnte sich sehen lassen (6. Frau Gesamt, 2. Amateurin, zudem Bronze bei der Rheinlandpfalz-Meisterschaft).
Leider bekam ich in den nächsten Wochen tierische Probleme mit meinem Fuß – Plantarfaszitis die Diagnose. Und so musste mein wöchentliches Laufpensum um die Hälfte reduziert werden, nur 30 km/Woche standen auf dem Plan und so lag der Schwerpunkt wieder auf dem Radfahren. Weitere kleine „Zwickereien" konnte ich dank der Unterstützung von meiner Masseurin und Physiotherapeutin sehr gut in den Griff bekommen.
So konnte es nun endlich los gehen. Samstagabend lag ich sehr aufgeregt im Bett, dennoch verhältnismäßig gelassen im Vergleich zum letzten Jahr und reflektierte die vergangenen Wochen. Resultat: „ Ich hatte gemacht was ich machen konnte, und ich werde morgen alles geben, um mein Ziel Europameisterin in der Altersklasse 25 – 30 und eine Zeit um die 10 Stunden zu erreichen."

Sonntag. Punkt 7 Uhr. Feuer frei. Der Kampf ging los…
Ich hatte mich auf ein schreckliches Gedränge mit den 2300 Startern eingestellt und so war ich umso erstaunter, dass ich diesmal von schlimmen Tritten und Schlägen verschont blieb. Ich schwamm ziemlich ruhig und doch sehr kraftvoll in einer Gruppe. Sogar ein Hauch von Schwimmgefühl war zu verspüren. Nach 1:01:06 der schwere Ausstieg bergan auf sandigem Untergrund aus dem Langener Waldsee, doch gleich die vielen Zurufe der Fans und Supporter. Der Run durch die Wechselzone. Erster Regen und Kälte. Direkt schoss mir durch den Kopf „Was ziehst du an. Nicht viel Zeit liegen lassen." Ich entschied mich für ein zusätzliches Trikot und Armlinge.

Das Rennen hatte begonnen. Ich kurbelte was das Zeug hielt und wollte alles geben. Es lief wie am Schnürchen, trotz regennasser Fahrbahn konnte ich gut Druck machen und spürte anfangs kaum etwas von der Kälte (12 Grad). Ständig sah und hörte ich meine Familie und Freunde am Straßenrand… tolle Banner hatten sie gebastelt „Germanys next Ironwoman Anna" … all das pushte und motivierte mich ungeheuerlich. Doch nach 100 km leider der Einbruch, plötzlich fühlte ich mich kraftlos. Hatte ich etwa zum ersten Mal auf dem Rad überpaced? Zudem kam sehr starker Wind auf und ich spürte meine Hände und Füße kaum noch. Dann der Blick aufs Tacho: Durchschnittsgeschwindigkeit 36 km/h. Ich war viel zu schnell unterwegs. Ich nahm an Tempo raus, stoppte an einem „Dixiklo" und beruhigte mich kurz. Dann ging´s weiter, denn der Kampf war noch lange nicht zu Ende. Nach 5:26:45 stieg ich mehr als zufrieden vom Rad und freute mich alle Mitgereisten auf der Laufstrecke wieder zusehen. Nach 6:33 h verließ ich die Wechselzone und rechnete. Ein Marathon von 3:26 h und ich würde unter 10 Stunden bleiben. Hatte ich mir das vorher nicht erträumt (vor allem nicht bei diesen schlechten Wetterbedingungen), wusste ich jetzt zwar dass es schwer, dennoch nicht unmöglich war. Schön mit Bedacht lief ich los und meine Beine fühlten sich von Anfang an richtig gut an, das gab´s ja noch nie. Die Stimmung auf der Strecke war toll und viele bekannte Gesichter schmückten den Streckenrand. Doch dann wieder dieser stehende Schmerz in der Ferse und ich musste das Tempo reduzieren. So konnte ich nicht schneller als 5min/Kilometer laufen, hatte jedoch ein Lächeln auf den Lippen und Spaß.

Auch den Zieleinlauf konnte ich genießen und überquerte die Ziellinie überglücklich nach 10:09 Stunden (Marathon 3:35) als Vizeeuropameisterin meiner Altersklasse (nur 2 min hinter der ersten) und 17. Frau Gesamt (inklusive aller Profis). Nächstes Jahr gilt es also die 10 Stundenmarke anzugreifen!

     

Zur Übersicht